Klingt für Sie eigenartig? Ist es aber nicht! So klingt es, wenn sich Profis auf ihre Präsentationen vorbereiten. Denn neben den technischen Voraussetzungen und dem richtigen Aufbau darf man nicht auf das wichtigste Präsentationsmittel vergessen – die eigene Stimme. Ingrid Amon, langjährige ORF-Moderatorin und Sprechtrainerin, kennt die Geheimnisse einer guten Stimme.
O-Ton Ingrid Amon:
Die Stimme kann man mit den sogenannten „Take five“ sehr gut rüsten – für den sprechtechnischen Alltag. Grundsätzlich sollte man wissen, erstens, dass die Stimme keine Dauerfunktion des Körpers ist, sondern eine Leistungsfunktion. Das kann man vergleichen mit der sportlichen Leistung – immer ein bisschen aufwärmen: Sei es „ein fröhliches Liedl pfeifen“, sei es „ein paar artikulatorische Übungen machen oder Küsschen schicken“ oder sein Zwerchfell mit so energischen Luftstößen in Schuss bringen. Das heißt, sie gehört aufgewärmt, so wie jeder Sportler vor dem Wettkampf die Muskeln dehnt und lockert. Zweitens: Immer wieder untertags ein „m“ summen. Das kann man entweder mit dem Kommunikationslaut „mhmm, mhmm, mhmm“, der Zustimmung signalisiert, oder einfach in jeder Pause ein bisschen mit „m“ summen. Das „m“ ist der entspannendste und regenerierendste Laut, den wir in allen Sprachen der Welt haben – da sinkt der Kehlkopf runter, technisch, das entspannt den Hals. Drittens: Die Stimme braucht Wasser, Wasser, Wasser und noch einmal Wasser. Die empfindlichen Stimmbandschleimhäute werden nur dann befeuchtet, wenn wir in einem Wasserluxuszustand sind: Also ein Minimum von zwei Litern Wasser. Wer viel Kaffee, Cola oder Energydrinks zu sich nimmt, die bekanntlich austrocknende Wirkung haben, der muss mit zusätzlich Wasser puffern. Also da braucht’s dann drei Liter. Viertens: Die Stimme kann man zwar als Mensch in jeder Haltung – auch in der genudeltsten Haltung, das hören Sie gerade „Jacky lässig“ – einsetzen, aber einen optimalen Klang kriegt man nur, wenn man gut steht – im Stehen, wenn man fest steht und auch im Sitzen eine aufrechte Körperhaltung hat. Dann ist der Klang optimal. Und schließlich, als Fünftes, wenn man viel arbeitet mit der Stimme, dann muss man im Verhältnis 1 : 8 die Stimme sich erholen lassen. Und das bedeutet, sieben Stunden quatschen und eine Stunde schweigen.
Hat man seine Stimme im Griff und kann man sich auf sie verlassen, ist der erste Schritt zu einer überzeugenden Präsentation getan. Jetzt konzentriert man sich darauf, eine Präsentation richtig aufzubauen. Das tägliche Geschäft von Werner Angerer ist es, Präsentationen und Vorträge zu halten. Aus eigener Erfahrung weiß er – so geht man am besten beim Aufbau seiner Präsentation vor.
O-Ton Werner Angerer:
Günstig erweist sich, eine Checklist zu verwenden, die folgende Punkte beinhaltet: das Ziel zu definieren, die Zielgruppe genau zu analysieren, dann erarbeite ich mir Inhalte zu dieser Präsentation. Je nachdem, ob es sich um eine Überzeugungs- oder eine Informationspräsentation handelt, werde ich hier berücksichtigen: Inhalte, die der Kunde unbedingt braucht, um seine Bedürfnisse abzudecken, oder auch in der emotionalen Überzeugungspräsentation Befürchtungen, Ängste, die entstehen können, die zu mindern oder flankierende Maßnahmen hier zu treffen in der Präsentation, dass die auch genommen werden. Der nächste Punkt ist, die Präsentation zu gliedern. Es braucht eine ganz klare Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Ich bereite mir einen Medieneinsatz vor – je nach Zielgruppe und nach Publikumsgröße gerichtet. Ich werde mir ein kleines Stichwortkonzept erarbeiten. Anhand dieses Stichwortkonzeptes habe ich die Möglichkeit, hier meinen Faden auch zu behalten und wesentliche Punkte abzuarbeiten. Und vielleicht zu guter Letzt noch die Überlegung, ob Teilnehmerunterlagen diese Präsentation noch gut unterstützen können.
Teilnehmerunterlagen sind aber nicht immer notwendig. Vor allem kommt es darauf an, die Menge der Zuhörer richtig einzuschätzen und von Anfang an zu unterscheiden: Handelt es sich um eine kleine Gruppe, eine Massenveranstaltung oder um einen Vertriebstermin.
O-Ton Werner Angerer:
Bei der kleinen Gruppe zum Beispiel gilt es hier, Rücksicht zu nehmen, dass es unterschiedliche Interessen geben kann, die ich jetzt abdecken muss, möglicherweise ist es eine sehr inhomogene Gruppe und ich muss die einzelnen Interessen auch berücksichtigen. Bei der Massenveranstaltung ist es schwieriger möglich, hier wird vor allem die Rücksicht sein auf eine gute Lesbarkeit der Präsentation. Ich werde mit Präsentationsmitteln wie zum Beispiel Beamerpräsentation arbeiten, wo ich größere Gruppen ansprechen kann. Beim Vertriebstermin, face to face – eine ganz wichtige Vorgangsweise – eine sehr persönliche Präsentation, also weniger stark große Medien verwenden, sondern Tischpräsentationen, Beispiele, die man dem Ansprechpartner hier bringt, können sehr direkt auch den Nutzen unterstützen für den Kunden, für den Ansprechpartner. Und man kann natürlich hier interaktiv präsentieren, ich kann Fragen stellen, die krieg ich beantwortet und ich präsentier ein Stück wieder weiter.
Ob persönlicher Face-to-Face-Vertriebstermin, Vortrag vor einer kleinen Gruppe oder Großveranstaltung – einige Fehler dürfen Sie sich in keinem Fall leisten. Die größten No-Goes bei Präsentationen kennt der stellvertretende Leiter des WIFI Niederösterreich, Johannes Zederbauer.
O-Ton Johannes Zederbauer:
Die größten Fehler bei einer Präsentation sind zu viel Inhalt in kurzer Zeit. Das heißt, hier versucht man dann wirklich mit einem Eilzugstempo die Themen rüberzubringen. Zu viel Text auf den Folien und auf dem Bildmaterial. Hier beginnt man selber zum Ablesen, das Publikum hängt an der Folie und liest und ist nicht beim Präsentator, bei der Präsentatorin. Eine dominierende Technik, die also den Inhalt überstrahlt, auch das ist nicht gut und ist nicht empfehlenswert. Dann der Einsatz von Weichmachern: Ich möcht nur ein bisschen, vielleicht etwas bringen, eh nur ganz kurz ... Also diese Weichmacher raus, aktive Botschaften setzen, aktiv formulieren. Und es gibt viele, die einen schwachen Schluss haben, so der Klassiker „Danke für die Aufmerksamkeit“. Hier ist es besser, überzugehen in „Welche Fragen gibt’s“, hier einen klaren Appell, eine Handlungsaufforderung zu setzen: „Bitte, machen Sie jetzt das und das ...“, um hier wirklich die letzte Chance meiner Präsentation, die letzte Sekunde zu nutzen, um meine Botschaft gut rüberzubringen und die Leute zu bewegen.
Die Leute zu bewegen – das ist und bleibt die große Kunst des richtigen Präsentierens! Und wie wir schon gehört haben, ohne die richtige Vorbereitung geht gar nichts. Dann gibt es auch keinen Grund, nervös zu sein.
O-Ton Ingrid Amon:
Grundsätzlich ist es so, pflege ich zu sagen, Sie bekommen von keinem seriösen Rhetoriktrainer ein seriöses Rezept, wie man über Dinge quatscht, auf die man sich nicht vorbereitet hat, und dabei nicht nervös ist. Also – möchte ich auch ganz klar hinstellen. Zur Nervosität grundsätzlich ist es so, dass man’s mit der Stimme nur dann kompensieren kann, wenn Sie grundsätzlich Ihre Stimme mögen. Das heißt, nicht üben mit dem Inhalt, sondern sich am Morgen früh vor der Präsentation hinstellen und mal die Begrüßung üben. Und einfach das Gefühl haben, wenn ich sage „Guten Morgen, meine Damen und Herren“ oder „Ich freue mich, dass Sie alle da sind“ oder „Wir haben eine riesige Tagesordnung“ – das sind die banalen, einfachen Sätze, in denen ich meinen Stimmklang ausprobiere und sage, ok, sie klingt gut. Dass uns ein neuer Inhalt immer ein bisschen nervös machen wird, das ist eine klare Geschichte, aber ich sollte mich mal freuen auf den Moment, wo ich die Klappe aufmache und da Töne hinausgebe.
Also freuen Sie sich auf ihr Publikum und nutzen Sie die Gelegenheit, Menschen zu bewegen, auch wenn die Vorbereitung manchmal komisch klingt.