O-Ton Christian Huber (Phrasen Tschechisch)
Moderator:
Das sind nur einige Beispiele von Redewendungen, mit denen Christian Huber von der Alois Pöttinger Maschinenfabrik Ges.m.b.H täglich konfrontiert ist. Christian Huber ist Portier und erste Anlaufstelle sowie Informationszentrale für Kunden, Lieferanten und Besucher. Und das sind bis zu 300 am Tag. Deshalb und auch weil die Firma Pöttinger ein Werk in Votnani in Tschechien betreibt, hat sich der engagierte Portier ein Ziel gesetzt: Tschechien nicht nur als Land zu kennen, sondern auch die Sprache zu erlernen. Kleinere Startschwierigkeiten waren aber vorprogrammiert:
O-Ton Huber:
Schwierig am Anfang war sicherlich wieder die Einstellung zum Lernen. Denn es hat wirklich nur dann Sinn, wenn man die Vokabeln, die Phrasen, die Grammatik wirklich auch lernt.
Anfangs hat es sicher Verständnis-Schwierigkeiten gegeben, aber mit der Zeit und mit dem ständigen Wiederholen und Hineinlesen ist das von Mal zu Mal besser geworden.
Moderator:
So wie es bei Christian Huber der Fall ist, kommen vermehrt Teilnehmer aus beruflichen Gründen zu den Tschechisch-Sprachkursen, bestätigt WIFI-Sprachtrainerin Iva Szaniawska. Die gebürtige Tschechin legt in ihren Kursen besonderen Wert darauf, dass man nicht nur die Sprache lernt. Traditionen und Bräuche der Tschechen stehen ebenso auf dem Programm. So wird beispielsweise in Tschechien der Namenstag ebenso groß gefeiert wie der Geburtstag in Österreich. Trotzdem ist die Tschechische Sprache zu lernen kein Honiglecken:
O-Ton Szaniawska:
Zunächst ist es der berühmte Buchstabe "dsch", der kompliziert ist zum Aussprechen. Dann gibt es sieben Fälle in der tschechischen Sprache. Wobei dies meiner Meinung nach nicht das schwierigste ist, sondern ich würde das so sehen: Besonders schwierig ist es für die Österreicher den vollendeten und unvollendeten Aspekt zu verstehen. Das heißt, wir haben Verben. Und fast bei jedem Verb gibt es diese zwei Möglichkeiten. Das heißt, ich kann ein Verb verwenden, wenn es nur eine einmalige Sache ist, aber ich kann ein Verb auch verwenden, wenn es eine wiederholte Tätigkeit ist. Dann muss ich einfach ein anderes Verb nehmen und diese Unterscheidung, glaube ich, ist überhaupt das, was diese Sprache am schwierigsten macht.
Moderator:
Die These, dass man sich generell leichter tut, wenn man eine slawische Sprache spricht, hat sich für den tschechischen Außenhandelsdelegierten in Prag, Diplomkaufmann Nikolaus Seiwald, der übrigens fließend Russisch spricht, nicht bewahrheitet:
O-Ton Seiwald:
Beim Sprachenlernen tu ich mir überhaupt nicht schwer. Nur bei Tschechisch tu ich mir schwer, weil es zum Teil sehr ähnlich ist wie andere slawische Sprachen, zum Teil wieder total unterschiedlich und weil es keine Vokale hat. Die Wörter sind bei schneller Sprache sehr schwer identifizierbar. Meist sind nur Konsonanten aneinandergereiht und da tut man sich am Anfang sehr schwer das einzuordnen.
Moderator:
Abgesehen von den vielen Besonderheiten der Sprache, sind auch die Tschechen etwas ganz Besonderes. Iva Szaniawska verweist dabei auf ein Buch mit dem Titel "Perfekt geplant oder genial improvisiert". Hier werden die Kulturunterschiede zwischen den Deutschen und den Tschechen unter die Lupe genommen:
O-Ton Szaniawska:
Es geht zum Beispiel darum, dass die Deutschen wesentlich mehr auf der Sachebene kommunizieren. Die Tschechen wesentlich mehr auf der Gefühlsebene. Das sieht man bei Besprechungen. Tschechen brauchen einfach länger, sie brauchen eine Aufwärmrunde, wo sie sich einmal checken, die Lage checken, irgendwas Privates sogar einwerfen. Die Deutschen gehen gleich zur Sache. Die Deutschen sind auch mehr darauf fokussiert, dass sie das Berufliche und das Private genau trennen. Das ist bei den Tschechen nicht der Fall.
Moderator:
Das Berufliche und Private trennen die Tschechen also nicht so genau. Trotzdem gibt es einige Verhaltensregeln, an die man sich halten sollte – egal ob als Geschäftsmann oder Privatperson: So sei es laut Seiwald ganz wichtig die Leute mit ihrem Titel anzusprechen. Außerdem sei Pünktlichkeit oberstes Gebot und Termine an einem Freitagnachmittag auszumachen ein absolutes Business-no-no. Wichtig sei es auch laut dem Außenhandelsdelegierten heiße Themen wie Temelin nicht anzusprechen. Aber sprechen sollte man schon können, nämlich ein paar Worte auf Tschechisch.
O-Ton Seiwald:
Ein paar Worte auf Tschechisch zur Einführung wären sehr positiv, z.B. „Guten Tag“ oder „Wie geht’s Ihnen“. Es wird nicht erwartet, dass man gleich Tschechisch spricht, aber ein paar Worte kommen sehr gut an. Damit assoziiert der Tscheche, dass man sich mit seiner Kultur auseinandersetzt und dass man sie respektiert.
Moderator:
Eine fremde Sprache zu lernen ist also mehr als nur Grammatik und Wörter zu büffeln. Denn Iva Szaniawska sagt abschließend:
O-Ton Szaniawska (Tschechisch)